Meine Partei
In vielen Medien werden die Ereignisse des Jahres 1968 gefeiert. Ich bin stolz darauf, dass ich in diesem wilden Jahr in die FDP eingetreten bin. Meine Entscheidung fiel gegen den Strom. In war damals die APO, die außerparlamentarische Opposition, die von vielen auch als antiparlamentarische Opposition verstanden und praktiziert wurde. Leute wie Joschka Fischer warfen Steine auf Polizisten und attackierten die Repräsentanzen unserer westlichen demokratischen Verbündeten. Leute wie mich verhöhnten sie als „Scheißliberaler".
„Ich bin ein 68er Liberaler und stolz, in diesem wilden Jahr in die FDP eingetreten zu sein!“
Für mich waren diese gewaltbereiten Chaoten Feinde der Freiheit. Ich kämpfte für freiheitliche Reformen, wollte sie aber im Rahmen unserer parlamentarischen Ordnung durchsetzen. Wir empörten uns, dass in diesem Jahr die Russen mit Panzern in Prag einrollten und die demokratischen Versuche der Tschechen unterdrückten. Aus Sympathie befestigten 1968 Hubert Burda und ich tschechische Fahnen an unseren Autoantennen und fuhren mit diesen Protestsymbolen auffällig langsam durch München.
In der FDP lernte ich Basisarbeit. Bald wurde ich in den Stadtvorstand von München gewählt, leitete den Wahlkampf für den Stadtrat und lernte die Tücken des Plakatklebens kennen. Als ich meinen VW bremsen musste, kippte der mit Leim volle Eimer um, wovon sich das Auto nie wieder erholt hat.
Dass ich mich in der FDP engagiert habe, war lange vorprogrammiert. Als kommunalpolitischer Berichterstatter in Darmstadt und später in Wuppertal hatten mir die unabhängigen Redner der Freien Demokraten imponiert. Sie hatten eine selbstständige Position zwischen der kirchennahen CDU und der SPD, deren Stadträte gleichzeitig die örtlichen Gewerkschaften bestimmten.
Als jugendlicher Reporter hatte ich zudem das Glück, mit dem Bundespräsidenten Theodor Heuss sprechen zu dürfen. Außer seiner umfassenden Bildung gefiel dem Journalisten-Anfänger auch die Tatsache, dass Heuss Chefredakteur einer Tageszeitung war, bevor er zum Staatsoberhaupt aufstieg. In Düsseldorf hatte ich guten Kontakt zu dem Rheinländer Walter Scheel, der ein fröhlicher Liberaler war.
Freiheitliche Geister habe ich aber auch in anderen Parteien getroffen. Ich denke besonders an den Sozialdemokraten Carlo Schmid, den ich auf einer Reise nach Frankreich begleiten durfte. Aus der CDU nenne ich den supergescheiten Roman Herzog, der mich zu meiner Freude in seinen Beraterstab berufen hat, als er Bundespräsident war. Auf seinen Wunsch durfte ich eine Rede über sein Leben halten.