Die Grußfloskel zum Jahreswechsel will wohlüberlegt sein. Früher kam einem „ein gutes neues Jahr“ leicht über die Lippen, aber die Stimmung im Lande ist zu missmutig für Routinesprüche. Wir haben das vergangene Jahr als unerfreulich in Erinnerung. Ein Schwinden der sozialen Kontakte, zunehmende Isolation, freiwillig als Vorsicht oder zwangsweise als Quarantäne, schrumpfen das Leben. Unterschiedliche Bilder irritieren. Fußball vor leeren Stadien, das feine Publikum beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker komplett mit Maske und – ein Knopfdruck weiter – die englischen Fans beim Pfeilwerfen in London massenweise eng beieinander und ohne Mundschutz.
FOCUS Tagebuch 02/2022 - Warum das neue Jahr besser werden muss und wie einsame Menschen unter Fernsehstörungen litten
Helmut Markwort