Ich komme schamlos durch die Woche. Gestern habe ich trotz der Ermahnungen durch den Aktualitätsphilosophen Robert Habeck ausgiebig geduscht. Ich empfinde keine Spur von Duschscham und denke nicht daran, das erfrischende Wasser in Litern zu messen und zu rationieren.
Vielen Deutschen wird ein schlechtes Gewissen oktroyiert. Sie lesen von wachsendem Antisemitismus, der sich angeblich mitten in der Gesellschaft breitmacht. In vielen Regionen werden Antisemitismusbeauftragte ernannt, die Judenfeindlichkeit beobachten und bekämpfen sollen. Ich spüre von diesen Stimmungen nichts und kann diese Behauptung auf Kontakte in vielen Gruppen und Milieus stützen.
Jeden Tag hören und lesen wir vom türkischen Staatspräsidenten Erdogan, und das ist ihm recht. Er will in der politischen Welt und vor allem auch in seinem eigenen Land mit Getöse darauf aufmerksam machen, dass er gegen den Nato-Beitritt von Schweden und Finnland protestiert.
Unter Freunden spielen wir manchmal „Wer ist der dümmste Mensch des Monats?“. Im Mai gibt es einen eindeutigen Sieger: Alexander Lambrecht, den Sohn der Verteidigungsministerin Christine Lambrecht. Der 21-jährige Jüngling hat aus Übermut ein Foto von sich per Instagram im Netz verbreitet, das ihn in einem Hubschrauber der Bundesregierung zeigt.
Die CDU hat einen neuen Helden: Daniel Günther aus Kiel. Mit sensationellen 43,4 Prozent hat er die Landtagswahl in Schleswig-Holstein gewonnen und kann sich deswegen als erfolgreichster Ministerpräsident der Union Deutschland feiern lassen. Selbst die CSU in Bayern, die gerne mit ihren hohen Wahlergebnissen angibt, kann mit den 43 Prozent nicht mithalten.
Wenn Kanzler Olaf Scholz im Parlament manchmal in die Runde blickt und ganz ehrlich vor sich hin denkt, könnte er gelb werden vor Neid. Er könnte – wirklich nur vor sich selbst – bedauern, dass er in seiner Fraktion kein Mitglied hat wie Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die zur FDP gehört. Und er könnte sich unglücklich fühlen, dass parteitaktische Notwendigkeiten ihn zwangen, die Genossin Christine Lambrecht zur Bundesministerin der Verteidigung zu ernennen.
Das sinkende Ansehen von Olaf Scholz hat wesentlich damit zu tun, dass er mit vielen Worten wenig sagt. Die Verschleierung seiner Gedanken praktiziert er mit zwei Methoden: als Solist und im Dialog. Wenn er eine Rede hält, spart er zwar nicht mit Worten, aber mit Inhalt. Wenn er in Interviews konkret gefragt wird, gibt er sich die größte Mühe, abstrakt zu antworten.
Wenn Frank-Walter Steinmeier sich öffentlich für seine Putin-freundlichen Irrtümer entschuldigt, vergisst er gern die andere Seite der Medaille. Für seine Anrempeleien der amerikanischen Regierung entschuldigt er sich nicht. Er müsste weit zurückgehen in seinem Lebenslauf und müsste erkennen lassen, dass er seit seinen politischen Anfangsjahren als 19-jähriger Jungsozialist zum antiamerikanischen Flügel der SPD gehörte.
Selten hat jemand so peinlich und so öffentlich an seinem Posten geklebt wie die Ministerin Anne Spiegel von den Grünen. Beladen mit Pannen und Patzern, der Täuschung und Lüge überführt, saß sie bis heute Mittag als Ministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Kabinett von Kanzler Olaf Scholz. Gestern bat sie öffentlich um Entschuldigung.